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Bremssystem – wie funktioniert es?
Eine hydraulische Bremse funktioniert, indem sie Bremsflüssigkeit in einem geschlossenen Kreislauf durch einen Bremssattel zur Bremstrommel oder zum Bremsscheibenkolben leitet. Wenn der Fahrer das Bremspedal betätigt, wird die Bremsflüssigkeit unter hohem Druck durch ein Rohr in den Bremssattel gepumpt. Dieser erhöht den Druck auf die Bremstrommel oder die Bremsscheibe, was zu einer Verringerung der Geschwindigkeit bzw. zu einem Stopp führt. Der Bremskraftverstärker unterstützt diesen Vorgang.
Bremsflüssigkeit gibt also den Druck auf das Bremspedal an die Bremse weiter. Zudem dient sie als Schmiermittel für die beweglichen Teile des Bremssystems und wirkt vorbeugend gegen Rost.
Bremsflüssigkeit regelmäßig wechseln
Bremsflüssigkeit ist hygroskopisch. Das heißt, dass sie wasseranziehende und wasserbindende Eigenschaften aufweist. Das Bremssystem eines Autos oder Motorrads ist zwar in sich geschlossen, dennoch dringt über die Zeit Wasser aus Luft, Dichtungen oder porösen Schläuchen ein. Durch das Bremsen entsteht starke Hitze. Hitze, die sich auch auf die Bremsflüssigkeit überträgt. Der Siedepunkt einer handelsüblichen Bremsflüssigkeit kann bis zu 260 Grad Celsius (Trockensiedepunkt) betragen. Verbindet sie sich aber mit Wasser – was sich auf Dauer nicht verhindern lässt – wird dieser Siedepunkt immer weiter herabgesetzt (Nasssiedepunkt). D.h. die Flüssigkeit beginnt schneller zu kochen, und das enthaltene Wasser erzeugt Wasserdampfblasen. Da Dampf komprimierbar ist, kann der ausgeübte Druck auf das Bremspedal so nicht ordnungsgemäß übertragen werden. Es kommt zu einer verminderten Bremsleistung oder in extremen Fällen zu einem Totalausfall der Bremse. Es ist daher notwendig die Bremsflüssigkeit jährlich kontrollieren zu lassen. Mindestens alle zwei Jahre bzw. Alle 30.000 Kilometer sollte sie ausgetauscht und das Bremssystem entlüftet werden. Bei einer Kontrolle testet der Fachmann den Anteil an Wasser der in der Bremsflüssigkeit enthalten ist. Ab 3,5 % Wasseranteil muss man von einer eingeschränkten Bremsleistung ausgehen, weshalb es unbedingt notwendig ist, die Bremsflüssigkeit auszutauschen.
Den Stand im Ausgleichbehälter kann man auch selbst kontrollieren. Der Ausgleichsbehälter befindet sich beim Auto im Motorraum und sollte eine Menge an Flüssigkeit beinhalten, die sich zwischen dem Minimal- und Maximalwert befindet. Der Ausgleichsbehälter sorgt dafür, dass keine Luft in das System angesaugt wird und, dass immer genug Bremsflüssigkeit vorhanden ist. Befindet sich allerdings zu wenig Bremsflüssigkeit im Ausgleichsbehälter und/oder leuchtet sogar die Warnleuchte auf, sollte man umgehend den Weg in die Werkstatt suchen. Ein leerer Ausgleichsbehälter kann ein Hinweis darauf sein, dass es ein Leck im Bremssystem gibt. Ein nicht voll funktionstüchtiges Bremssystem sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen, da es ein erhöhtes Unfallrisiko bedeutet. In keinem Fall sollte man Bremsfluid mit irgendeinem Bremsfluid einfach nachfüllen. Denn: unterschiedliche Bremsflüssigkeiten vertragen sich grundsätzlich nicht miteinander. Man könnte dadurch erheblichen Schaden im System anrichten. In der Regel steht die Art der vom Hersteller empfohlenen Bremsflüssigkeit am Deckel des Ausgleichbehälters oder im Fahrzeughandbuch. Eine Absprache mit dem Mechaniker ist in jedem Fall in dem Unsicherheiten bestehen ratsam.
Wie wird die Bremsflüssigkeit gewechselt?
Es gibt unterschiedliche Methoden, um die Bremsflüssigkeit auszutauschen. Eine Möglichkeit besteht darin, mit einem Wechselgerät neue Bremsflüssigkeit über den Ausgleichbehälter zu pumpen. Dazu verwendet der Mechaniker einen Kompressor um 1,7 bis 2 Bar Druck aufzubauen. So wird die neue Flüssigkeit gleichmäßig in das System gepumpt. Ein besonderes Augenmerk ist immer darauf zu legen, dass der Ausgleichsbehälter nie leerläuft. Es würde sonst Luft in die Bremsleitungen geraten, was einen erheblichen Mehraufwand bedeutet, um so erzeugte Luftblasen gänzlich zu entfernen. Je nach Fahrzeugtyp wird dann z.B. zuerst das Hinterrad auf der Beifahrerseite abmontiert. Der Grund dafür liegt darin, dass dieses am weitesten vom Ausgleichsbehälter entfernt ist. Wie erwähnt, ist die Vorgehensweise – welches Rad zuerst bearbeitet wird – aber vom Fahrzeugtyp abhängig. Anschließend wird ein Auffangbehälter über einen Schlauch am Bremsflüssigkeitsventil angeschlossen. Über einen Spezial-Schlauch rinnt dann die alte Flüssigkeit ab. Dies wird so lange durchgeführt, bis erkennbar ist, dass alle Luftblasen draußen sind und die alte Bremsflüssigkeit zur Gänze abgelassen wurde. Im Idealfall montiert man ein Druckventil zwischen Schlauch und Bremsleitung, um zu verhindern, dass alte Flüssigkeit oder Luft wieder angesaugt wird. Insgesamt kann man davon ausgehen, dass man für ein Auto ca. 1 bis 2 Liter an Bremsflüssigkeit für den Austausch benötigt.
Eine weitere Möglichkeit die Bremsflüssigkeit auszutauschen ist, mittels Vakuumpumpe vom Rad aus, die alte Bremsflüssigkeit abzusaugen. Auch hier muss man besonders darauf achten, dass der Ausgleichsbehälter immer genug Bremsflüssigkeit enthält.
Eine etwas veraltete Methode funktioniert über das Bremspedal. Dazu sind zwei Personen nötig: Einer pumpt über das Bremspedal, während der andere das Bremsventil immer wieder öffnet und schließt. Ein Fachbetrieb wendet diese Methode heutzutage allerdings nicht mehr an. Nicht nur aufgrund der Umständlichkeit, sondern auch weil es mittlerweile weit bessere und sichere Methoden gibt.
Kann man die Bremsflüssigkeit selbst austauschen?
Es ist in jeden Fall anzuraten den Wechsel der Bremsflüssigkeit in einem Fachbetrieb durchführen zu lassen. So mancher Hobbyschrauber mag in der Lage sein die eine oder andere Reparatur an seinem Auto selbst durchzuführen, dennoch ist hier Vorsicht geboten. Denn wenn man auch nur eine Kleinigkeit übersieht oder falsch einschätzt, kann dies verheerende Folgen haben. Es benötigt Fachwissen, aber vor allem Erfahrung, um die Bremsflüssigkeit fachgerecht auszutauschen. Zudem wird in der Werkstatt auch immer der Zustand der Bremsscheiben und Bremsbeläge geprüft. Auch eine Überprüfung der Bremsleistung kann dort im letzten Schritt durchgeführt werden. Diese Wartungsarbeit nimmt ca. 30 Minuten in Anspruch und ist mit überschaubaren Kosten verbunden. Der Preis, den eine Autowerkstatt für den Wechsel verrechnet, ist unterschiedlich und vom Typ abhängig. Sie befinden sich aber in jedem Fall weit unter den Ausgaben, die man für sämtliche Gerätschaften, die man anschaffen müsste, um einen Wechsel selbst durchzuführen.
Fachgerechter Umgang mit Bremsflüssigkeit
Bremsflüssigkeit ist ätzend, weshalb ein fachgerechter Umgang damit unbedingt notwendig ist. Werkzeuge, Geräte, Behälter, Schläuche müssen aus einem speziellen Material, dass der ätzenden Wirkung standhält, bestehen. Auch sollte nur mit Arbeitshandschuhen gearbeitet werden. Bremsflüssigkeit greift den Autolack an und kann auch im Motorraum und an anderen Fahrzeugteilen Schaden anrichten. Sollte sie also versehentlich an Stellen gelangen, an die sie nicht hingehört, muss sie sofort mit Wasser oder Spezialreiniger abgewaschen werden. Alte Bremsflüssigkeit muss fachgerecht als Sondermüll entsorgt werden und darf nicht ins Kanalsystem geraten. Die Fachwerkstatt übernimmt auch das.
Welche Arten von Bremsflüssigkeit gibt es?
Die Arten von Bremsflüssigkeit die es zu kaufen gibt, sind in DOT-Klassen eingeteilt. DOT steht für „Department of Transportation“, also das amerikanische Verkehrsministerium. Dieses hat ursprünglich eine Klassifikation für Bremsflüssigkeit eingeführt, die in Siedepunkt und Kälteviskosität unterscheidet. Die DOT-Klassen die in Europa am häufigsten Verwendung finden sind DOT 3, DOT 4 und DOT 5.1. Wobei DOT 4 lange von den meisten Autoherstellern genutzt wurde, da es einen höheren Siedepunkt aufweist als DOT 3. DOT 5.1 wird bei ABS- und anderen Bremsunterstützten Systemen beim Auto als auch beim Motorrad verwendet. In jedem Fall sollte man sich strikt an die Herstellerangaben des Fahrzeuges halten und schon gar nicht zwei unterschiedliche Bremsfluide miteinander vermischen. Dies könnte die Bremsfähigkeit negativ beeinflussen. Gerade bei der Bremsflüssigkeit ist es wichtig auf Qualität zu setzen. Auch wenn man versucht ist Kosten zu sparen, ist es ratsam sich besser für ein Qualitätsprodukt zu entscheiden.
Alle bis jetzt beschriebenen Bremsflüssigkeiten sind auf Polyglykol-Basis hergestellt und sind hygroskopisch, also wasseranziehend und bindend. Da die Flüssigkeit so konstant Wasser aufnimmt, muss sie mindestens alle zwei Jahre ausgetauscht werden. Diese wasseraufnehmende Wirkung ist aber aus einem bestimmten Grund sogar erwünscht: Würde die Flüssigkeit z.B. kleine Wassertropfen die unweigerlich irgendwann und irgendwie in das System gelangen, nicht binden, könnte etwa eine partielle Korrosion entstehen. Im gefrorenen Zustand könnte so auch das Bremssystem blockiert werden. Oder es könnten sich große Dampfblasen bilden, die ebenfalls zu einem Totalausfall der Bremskraft führen würden. Es hat also schon einen Sinn, warum man auf ein wasseranziehendes Mittel setzt. Auch wenn dies, eine häufige Wartung bedingt.
Es gibt auch Bremsflüssigkeit auf Silikon- oder Mineralölbasis. Diese kommen meist aber nur im Bereich Oldtimer, Militärfahrzeuge oder Fahrräder zum Einsatz.
Bremsflüssigkeit wechseln – Auto & Zweirad
Warum sollte man die Bremsflüssigkeit wechseln?
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Wie häufig sollte man die Bremsflüssigkeit wechseln?
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Kann man die Bremsflüssigkeit selbst wechseln?
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