Kfz-Werkstattbetriebe bieten unterschiedliche Autoreifenservices an. ©

Reifenwechsel: Infos zu Reifenarten, Radwechsel und Rechtsgrundlagen

Wann ist der beste Zeitpunkt für den Reifenwechsel am Auto und sind Winterreifen gesetzlich vorgeschrieben? Die Fakten zum Thema Reifen und Reifenwechsel sind Fahrer:innen häufig nicht bekannt.

Ist Reifenwechseln gesetzlich vorgeschrieben?

Der Reifenwechsel (Wechsel von Sommer- auf Winterreifen) soll Lenker:innen sowie andere Verkehrsteilnehmer:innen vor wetterspezifischen Unfällen bei Schnee- und Eisfahrbahn schützen. Winterreifen besitzen gegenüber den Sommerreifen also bestimmte Eigenschaften, die bei diesen Fahrverhältnissen für mehr Grip sorgen. 

‌Doch ist der Reifenwechsel gesetzlich vorgeschrieben? Deutschland besitzt eine Bandbreite an Klimazonen. In den flachen Regionen ist Schneefall auch im Winter eher unüblich, die Winterreifen sind dort in manchen Fällen überflüssig. 

‌Und umgekehrt: Darf man Winterreifen ganzjährig fahren? Nicht alle Lenker:innen wissen über die genaue Gesetzeslage Bescheid. Im Folgenden soll etwas Klarheit darüber verschafft werden, was das Gesetz zum allgemeinen und saisonalen Reifenwechsel sagt und wann der richtige Zeitpunkt für einen Reifenwechsel ist.

Saisonaler Reifenwechsel: Zeitpunkt

Von November bis April Winterreifen? Tatsächlich gib es in Deutschland kein gesetzlich festgelegtes Zeitfenster für die Nutzung von Winterreifen bei Pkws. Daten für den Reifenwechsel beruhen sich auf Empfehlungen (z.B. ADAC), sind aber kein Muss. 

‌Aber: Es ist verboten, mit Sommerreifen auf Schnee- und Eisfahrbahn zu fahren. Wechselt man also die Reifen nicht und es kommt ein unerwarteter Wintereinbruch, ist man gesetzeswidrig unterwegs. Bei Kontrollen fallen Bußgelder an. Letztlich geht es aber darum, dass Sie die Verkehrssicherheit beeinträchtigen. 

‌Es gibt hierzulande lediglich eine situative Winterreifenpflicht. Das heißt, Winterreifen sind bei „Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch, Eis- oder Reifglätte” (§ 2 Absatz 3a StVZO) vorgeschrieben, wenn Sie entsprechende Kraftfahrzeuge führen wollen. Der bekannte Merkspruch „von O bis O” (Sommerreifen von Ostern bis Oktober) kann daher nur als Orientierung und allgemeine Empfehlung dienen.
Hinweis:
Die StVZO (Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung) umfasst die von den Bundesministerien festgelegten Gesetze für die Zulassung von Kraftfahrzeugen im öffentlichen Straßenverkehr. Sie bestimmt, welche Fahrzeuge im Verkehr zulässig sind und wer dazu berechtigt ist, ein Kfz zu besitzen und zu lenken. Die Gesetze der StVZO haben das Ziel, für eine möglichst hohe Verkehrssicherheit zu sorgen. Zudem berücksichtigen sie Aspekte des Umweltschutzes und das Risiko von Gesundheitsgefährdung durch Emissionen.

Reifenwechsel aus Wartungsgründen

In der StVZO gibt es außerdem ein Gesetz für den Wechsel von verschlissenen Reifen. Der Gesetzgeber schreibt vor, dass das Profil der Pneus bei Sommerreifen mindestens 1,6 mm tief sein muss. Experten raten jedoch dazu, Reifen schon bei einer Mindestprofiltiefe von 4 mm auszutauschen! Bei Winterreifen muss das Profil mindestens 4 mm (Radialreifen) oder 5 mm (Diagonalreifen) Tiefe aufweisen. 

‌Unabhängig von Wetterbedingungen müssen Autoreifen also irgendwann gewechselt werden – spätestens dann, wenn das Profil stark abgenutzt ist. Die meisten Hersteller haben zudem Empfehlungen für ihre Kund:innen, nach wie vielen Jahren oder Kilometern die Reifen der jeweiligen Kraftwagenmodelle spätestens auszutauschen sind (unabhängig von der Abnutzung am Profil).

Die passenden Reifen: Sommer-, Winter- oder Allwetterreifen?

Warum ist es üblich, halbjährlich Reifen zu wechseln? Man stellt sich die Frage, ob bis jetzt noch kein Reifen entwickelt wurde, der für jede Wetterlage taugt. Schließlich existieren bereits sogenannte Ganzjahres- bzw. Allwetterreifen. 

‌Im Folgenden soll Klarheit darüber verschafft werden, was der Unterschied zwischen Sommer- und Winterreifen ist und warum es schwierig ist, alle Eigenschaften in einem Reifen zu vereinen. Auch Ganzjahresreifen sind zudem noch nicht vollends ausgereift und nur bedingt eine Lösung.

Sommer- vs. Winterreifen

Autoreifen haben die Aufgabe, für Grip auf der Fahrbahn zu sorgen und ein präzises Lenkverhalten zu ermöglichen. Winterreifen und Sommerreifen erreichen dies auf unterschiedliche Weise. Sie unterscheiden sich substanziell voneinander. Zusammengefasst geht es dabei vor allem um diese drei wesentlichen Merkmale: Gummimischung, Aufbau und Laufflächenprofil. 

‌Eigenschaften von Winterreifen:
  • Winterreifen besitzen einen Anteil an Naturkautschuk, durch den sie auch bei Kälte geschmeidig bleiben. Je weicher die Reifen, desto besser können sie sich mit der Fahrbahnoberfläche verzahnen und für guten Grip und präzises Fahrverhalten sorgen. Im Gegensatz zu Sommerreifen, die bei niedrigen Temperaturen schnell verhärten, zeigen Winterreifen Ihre beste Leistung erst bei Kälte unter 7 °C. 
  • Außerdem zeichnen sich Winterreifen durch ihre tiefen und breiten Profilrillen aus. Diese Reifenkanäle sind unter anderem dazu da, Schnee aufzunehmen. Überraschenderweise haftet nämlich nichts besser auf Schnee als Schnee selbst. Wenn sich dieser nun in die breiten Profilrillen drückt, verstärkt das den Grip und verbessert den Vortrieb des Fahrzeugs auf verschneiten oder vereisten Straßen. 
  • Darüber hinaus weisen Winterreifen auf der Profilfläche tausende winzige Einschnitte auf, die auch Lamellen genannt werden. Diese verkanten sich im Schnee, Matsch und Eis und verbessern so zusätzlich die Haftung auf der Straße. Außerdem leiten die Lamellen Wasser ab und schützen so vor Aquaplaning.  
  • Eigenschaften von Sommerreifen:
  • Sommerreifen bieten in den wärmeren Monaten eine bessere Gesamtleistung als Winterreifen. Die harte Mischung von Sommerreifen bleibt bei milderen Temperaturen trotzdem so flexibel, dass sie sowohl für trockene als auch nasse Straßen optimal angepasst ist.  
  • Sommerreifen sind jedoch nicht für Schnee, Eis und niedrige Temperaturen geeignet. Sie beginnen durch ihre harte Mischung bereits unterhalb von 7° C zu verhärten und spröde zu werden. Sie sind konsequent dafür entwickelt, bei höheren Temperaturen optimale Leistung zu bringen, ohne weich zu werden. Dieser Eigenschaft ist es auch zu verdanken, dass Sommerreifen weniger Rollwiderstand bieten, was sich günstig auf den Kraftstoffverbrauch auswirkt. 
  • Sommerreifen haben weniger Lamellen als Winterreifen. Dafür besitzen sie speziell entwickelte Profilblöcke, die das Aquaplaning-Risiko minimieren. Diese Profilblöcke verbessern bei höheren Temperaturen sowohl den Grip in Längs- als auch in der Querrichtung und sorgen so für optimale Haftung auf nassen wie auf trockenen Straßen. 
  • Die meisten Sommerreifen weisen ein Profil mit einfachen, massiven Gummiblöcken auf, die für einen großflächigen Kontakt zur Fahrbahn sorgen. Diese Bauweise sichert hervorragendes Handling und hat starke Auswirkungen auf den Bremsweg. 
  • Eigenschaften von Ganzjahres-/Allwetterreifen

    ‌Da Sommer- und Winterreifen nur einer Saison gerecht werden, erhoffen sich viele, mit Ganzjahres- bzw. Allwetterreifen einen möglichen Allrounder gefunden zu haben. Das Umrüsten von Sommer- auf Winterreifen kostet Zeit, Geld und Nerven. Ein Reifen für alle Fälle klingt also praktisch. 

    ‌Allerdings eignen sie sich nicht für jede Fahrsituation. Allwetterreifen besitzen eine Vielzahl an wetterresistenten Eigenschaften, sind aber dennoch keine optimale Lösung für alle Wetterbedingungen. Sie stellen sozusagen einen Kompromiss zwischen Sommer- und Winterreifen dar. 

    ‌Ganzjahresreifen sind für Autofahrer:innen geeignet, die:
  • in schneearmen Gebieten fahren, 
  • bei extremem Wintereinbruch das Fahrzeug stehen lassen können, 
  • eher in der Stadt unterwegs sind, 
  • nicht jeden Tag lange Strecken fahren. 
  • Wann Sommer- und Winterreifen die bessere Wahl sind

    Die große Herausforderung bei der Entwicklung eines Ganzjahresreifens besteht darin, ihn so auszulegen, dass er gegensätzliche Eigenschaften kombiniert – was nur bedingt gelingt. Er soll im heißen Sommer auf trockenen und auch auf nassen Straßen für sichere Fahrt sorgen, aber auch im Winter das Auto bei Kälte, Schnee und Eis sicher ans Ziel bringen. 

    ‌Den Vorteil, nicht zweimal im Jahr die Räder wechseln zu müssen, erkauft man sich daher mit ein paar Nachteilen. Ganzjahresreifen haben auf Schnee keine so gute Traktion wie Winterreifen. Im Sommer haben die Reifen mit der weicheren Gummimischung einen höheren Abrieb und verschleißen schneller. Das erhöht den Sprit- oder Stromverbrauch. Wer also das ganze Jahr lang die besten Ergebnisse von seinen Reifen erwartet, kommt um den Wechsel nicht herum.
    Achtung:
    Obwohl Ganzjahresreifen auch im Winter erlaubt sind, reichen sie bei Kälte, Eis und Schnee nicht an die Leistung von Winterreifen heran. Im Ernstfall kann jeder Meter Bremsweg entscheidend sein.

    Auf diese Kennzeichnungen und Symbole achten

    Laut Winterreifenverordnung reicht es nicht aus, wenn Reifen im Winter die Kennzeichnung „M+S" (Matsch und Schnee) tragen. Reifen gelten nur als wintertauglich, wenn sie mit dem Alpine-Symbol auf der Reifenflanke gekennzeichnet sind (Bergpiktogramm mit Schneeflocke). 

    ‌Allerdings gibt es eine Übergangsregelung: Bis zum 30. September 2024 gelten Reifen mit „M+S"-Kennzeichnung als wintertauglich, wenn sie bis zum 31. Dezember 2017 hergestellt worden sind. So können Sie gekaufte Reifen noch abfahren.
    Beispiel:
    Alpine-Symbol und „M+S“-Kennzeichnung: Ganzjahresreifen mit diesen Markierungen sind wintertauglich.

    Radwechsel: Tipps und was zu tun ist

    Radwechsel meint den Tausch des ganzen Autoreifens samt Felge. Prinzipiell ist es nicht verboten, den Reifenwechsel selbst durchzuführen. Voraussetzung ist, dass man alle nötigen Ressourcen zur Verfügung hat. Wer keine Erfahrung im Reifenwechseln hat, sollte es sich zumindest beim ersten Mal von einer geübten oder am besten fachkundigen Person zeigen lassen. Neben der Theorie und etwas Übung werden aber auch einige materielle Ressourcen vorausgesetzt. 

    ‌Dazu gehören:
  • stabiler Wagenheber 
  • Unterstellbock 
  • Radkreuz 
  • Drahtbürste 
  • Schachtel für Schrauben 
  • (soweit vorhanden) Schlüssel für das Felgenschloss  
  • Drehmomentschlüssel 
  • Hinweis:
    Drehmoment beim Reifenwechsel: Im Fahrzeughandbuch finden Sie den optimalen Drehmomentwert für Ihr Auto bzw. Ihre montierten Felgen. Er ist abhängig von Automodell, Felgengröße, Bauart (Alu- oder Stahlfelgen) und der Schraubenanzahl. In der Regel liegt er zwischen 110 nm und 120 nm. Rüsten Sie Ihr Auto auf andere Felgen um, finden Sie die neuen Drehmomentwerte im Felgengutachten.
    Die Bedienungsanleitung des Fahrzeugs verrät, wo der Wagenheber im Auto untergebracht und wie er zu bedienen ist. Wer die Räder regelmäßig selbst wechseln will, sollte einen stabilen Hydraulikwagenheber anschaffen. 

    ‌Beim Wechseln von Stahl- auf Leichtmetallräder oder umgekehrt müssen häufig unterschiedliche Schrauben oder -muttern verwendet werden. Das Gleiche gilt für Felgenschlösser zur Diebstahlsicherung. Auch diese Teile sollten griffbereit sein.

    Kfz-Werkstatt: mit Fragen zum Profi

    Wenn Sie nicht ausreichend Erfahrung für den Reifenwechsel haben oder Unklarheiten herrschen, sollten Sie lieber gleich eine Fachwerkstatt aufsuchen. Dies gilt insbesondere für den Umgang mit großen, schweren SUV-Rädern. 

    ‌Ein Problem könnte es auch mit dem Reifendruck-Kontrollsystem (RKDS) geben, mit dem seit 2014 alle Neuwagen ausgestattet sein müssen. Es schlägt Alarm, wenn sich der Druck oder die Größe der Räder geändert hat. Ist es ein indirekt messendes System, bei dem die Bordelektronik lediglich die Abrollbewegungen der Räder analysiert, kann man die neuen Reifen bei der ersten Fahrt per Knopfdruck kalibrieren. Ist es dagegen ein direkt messendes System, bei dem im Reifen montierte Sensoren den Druck per Funk an ein Steuergerät im Auto senden, wird es kompliziert: Jeder einzelne Sensor muss mit einem Spezialgerät neu „angelernt" werden. Dann muss man ohnehin in die Kfz-Werkstatt.

    Kosten für den Reifenwechsel

    Was Sie der Reifenwechsel durch die Werkstatt kosten wird, unterscheidet sich je nach Betrieb, benötigte Materialien und Arbeitszeit der Handwerker:innen. Am besten Sie lassen sich von Ihrer:m Kfz-Mechaniker:in einen Kostenvoranschlag geben. 

    ‌Viele Betriebe bieten zudem regelmäßige Services für Autoreifen an. So wird auch ganz genau im Auge behalten, ob die Reifen möglicherweise abgenutzt sind oder andere Mängel am Fahrzeug bestehen.

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    Reifenwechsel – Auto & Zweirad

    Wann und wie oft muss man Reifen wechseln?

    Gesetzlich muss man Reifen den Wetterverhältnissen anpassen. Zudem müssen die Pneus-Profile eine gewisse Mindesttiefe aufweisen. Außerdem gibt es diverse Empfehlungen von Herstellern und Expert:innen. Für Fahrzeuge in Klimaregionen mit warmen Sommern und kalten, eis- und schnee-reichen Wintern lohnt sich ein Wechsel von Sommer- auf Winterreifen (Oktober bis April). 

    ‌Weiterlesen: Ist Reifenwechseln gesetzlich vorgeschrieben?

    Wer darf Reifen wechseln?

    Gesetzlich ist es keine Vorschrift, dass Autoreifen in der professionellen Werkstatt ausgetauscht werden müssen. Für den eigenständigen Radwechsel ist jedoch einiges an Werkzeug und vor allem ausreichend Erfahrung wichtig. 

    ‌Weiterlesen: Radwechsel: Tipps und was zu tun ist

    Was ist beim Reifenwechsel zu beachten?

    Neben der korrekten Durchführung des Radwechsels ist es wichtig, davor die Fahrzeugteile auf Verschleiß und Defekt zu überprüfen sowie nachher den Luftdruck und Drehmomentwert. 

    ‌Weiterlesen: Radwechsel: Tipps und was zu tun ist

    Welche Profiltiefe bei Autoreifen?

    Gesetzlich ist bei Winterreifen eine Profiltiefe von bis zu 4 oder 5 mm zulässig. Bei Sommerreifen beträgt die Mindestprofiltiefe 1,6 mm. Es empfiehlt sich aber schon viel früher ein Reifenwechsel. 

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    Was bringen Ganzjahresreifen bzw. Allwetterreifen?

    Allwetterreifen sind ein Kompromiss zwischen Sommer- und Winterreifen. Im Idealfall können sie das ganze Jahr über gefahren werden und benötigen keinen saisonalen Wechsel. Jedoch sind sie nicht für jeden Fahrertyp bzw. jede Region geeignet. 

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