Die Dachneigung hat nicht nur Einfluss auf die Dacheindeckung. Sie spielt auch bei Dachfenstern und PV-Anlagen eine Rolle. ©

Dachneigung: ihre Eigenschaften und Berechnung des Winkels

Ob Satteldach, Pultdach oder Flachdach – die Dachneigung wird bei jeder Dachform prinzipiell gleich berechnet. Sie bestimmt unter anderem, welche Materialien bei der Dacheindeckung zu wählen sind.

Bedeutung der Dachneigung

Für einige Baumaßnahmen kann es sinnvoll oder gar notwendig sein, die Neigung des Daches zu berechnen. Sie ist aus verschiedenen Gründen von Bedeutung: Sie trägt dazu bei, die Bausubstanz trocken zu halten, bestimmt die Art der Dacheindeckung und beeinflusst die nutzbare Fläche des Dachstuhls. 

‌Die Dachneigung bezeichnet die Neigung der Unterkonstruktion des Daches gegen die Waagerechte. Sie wird für gewöhnlich in Grad (Winkel) oder Prozent (Steigung) angegeben. 

‌Die Neigung des Daches dient zudem als Kriterium zur Einteilung von Dacharten. Dächer werden ihrer Neigung gemäß in vier grobe Gruppen eingeteilt.
Hinweis:
Dachneigungsgruppen (Winkel in Grad):

I. Flachdach: 0°–3°

II. Flach geneigtes Dach: 3,1°–10°

III. Geneigtes Dach: 10,1°–20° IV. Steildach: 20,1° und größer
Je nach Genauigkeit der Einteilung können weitere Gruppen hinzukommen, die feiner unterschieden werden. Die oben genannte Einteilung ist aber eine gute Orientierung, damit Sie die Neigung Ihres Daches richtig einschätzen und beschreiben können.

Einfluss der Dachneigung auf Witterungsbeständigkeit

Die Dachneigung spielt in erster Linie beim Regenabfluss eine Rolle. Dabei gilt: Je flacher ein Dach ist, desto höher ist das Risiko, dass Treibregen oder Flugschnee unter die Dachdeckung geraten. Dies kann unter anderem die Bausubstanz des Dachstuhls beschädigen. Derartige Schäden beeinträchtigen die Statik des Gebäudes fundamental und sind mit extrem hohen Kosten verbunden. Deshalb sind Steildächer, teils mit Neigungen von bis zu 70 Grad, vor allem in kalten oder witterungsreichen Regionen stark vertreten. Um etwa Flachdächer witterungsbeständiger zu machen, muss die fehlende Neigung durch spezielle Dachabdichtungen und Dachdeckung kompensiert werden. 

‌Die Witterungsbeständigkeit der Dachhaut ergibt sich nämlich durch das Zusammenspiel der Dachneigung und der richtig gewählten Dacheindeckung. Für Baustoffe zur Dachdeckung bestimmt die sogenannte Regeldachneigung ihre Eignung.
Hinweis:
Regeldachneigung – Definition:

Die Regeldachneigung oder auch Mindestdachneigung gibt den Mindestwert der Dachneigung zur Eignung von verschiedenen Baustoffen und Dachformen an. Dieser Wert beschreibt, bei welcher Dachneigung im Zusammenspiel mit der jeweiligen Dachform und Deckungsart erfahrungsgemäß die Regensicherheit der betreffenden Deckung gewährleistet ist.
Die Regeldachneigung ist quasi eine „Guideline“ zur Verwendung von Dachziegeln und Co., die den aktuellen Stand der Technik widerspiegelt.

Einfluss der Dachneigung auf die Dachfenster

Beim Einbau von Dachfenstern spielt für eine ausreichende Belichtung des Raumes nicht nur das Größenverhältnis der Fensterbreiten zur Grundfläche des Zimmers eine Rolle. Auch die Dachneigung hat auf den Einfall von Tageslicht Einfluss. Denn je geneigter Dachfenster sind, desto mehr Tageslicht lassen sie herein. Daraus ergibt sich, dass die Dachfenster umso länger ausfallen sollten, je flacher das Dach ist.

Einfluss der Dachneigung auf Solarenergieanlagen

Für eine ertragreiche Photovoltaikanlage ist prinzipiell in Deutschland eine Dachneigung von 30 bis 35 Grad optimal. Ist die Anlage nach Süden ausgerichtet, wirken sich größere Abweichungen vom idealen Neigungswinkel aber nur geringfügig aus. 

‌Je weiter die Ausrichtung jedoch von der Südrichtung abweicht, umso gravierender wirkt sich eine zu steile Dachneigung aus. Das heißt: Je mehr eine Anlage östlich oder westlich ausgerichtet ist, umso flacher sollte die Neigung sein. 

‌Allerdings kann man inzwischen bei modernen PV-Modellen auch die Neigung der Platten verstellen. So können sie bei Bedarf jeder Dachneigung und Jahreszeit angepasst werden.

Dachneigung richtig berechnen

Die Dachneigung kann in vielen Fällen einfach und sicher von zuhause aus berechnet werden. Die Dachneigung ergibt sich aus der Dachhöhe (= senkrechte Entfernung vom Dachfirst zur Dachtraufe) und dem Grundmaß bis zum Dachfirst (= waagrechte Entfernung vom Dachfirst zur Dachtraufe). Der trigonometrische Hintergrund hierbei ist der Satz des Pythagoras. Dieser ermöglicht es, mithilfe von Seitenlängen die Winkelmaße eines rechtwinkeligen Dreiecks zu berechnen. Für die Berechnung des Sinuswerts der Dachneigung ergibt sich dafür folgende Formel:
Sinuswert (Dachneigung) = Länge a / Höhe b
Für die beiden Seitenmaße bemessen Sie Teillängen der Dachlänge und Dachhöhe. Dabei nehmen Sie eine Teillänge der Dachschräge als Grundlage und bilden dazu ein rechtwinkeliges Dreieck. Die Dachschräge soll dabei die gegenüber vom rechten Winkel liegende Hypotenuse bilden. Wie groß Sie die Maße dabei wählen, ist grundsätzlich egal. Die Winkel ergeben sich aus einem Verhältnis der Seitenlängen, das bei rechtwinkeligen Dreiecken immer gleich ist.

Vorgehen bei der Abmessung und Dachneigung berechnen

Wenn Sie ein von innen erreichbares Dach haben, ist das Entnehmen der Maße besonders einfach und kann von Ihnen selbst durchgeführt werden. Sie benötigen dafür folgende Werkzeuge:
  • Zollstock oder Ähnliches zur Abmessung der Seiten 
  • Winkelmaß zur Bildung des rechten Winkels 
  • Klebeband zur Markierung von Punkten 
  • Stift und Papier zum Mitschreiben 
  • Zur Messung der Dachneigung wird an einem beliebigen Punkt an der Dachschräge angesetzt und von dort aus ein rechtwinkliges Dreieck gebildet. Die Länge a und Höhe b stehen im rechten Winkel zueinander. Diese 90° zwischen den beiden Größen müssen exakt stimmen, um die Dachneigung korrekt bemessen zu können! 

    ‌Sie bilden nun vom gewählten Punkt an der Dachschräge eine Waagerechte. Von einem Punkt an der Waagerechten bilden Sie dann im rechten Winkel eine Senkrechte (Höhe b), die wieder an der Dachschräge (Länge a) anschließt. 

    ‌Wenn Sie diese beiden Maße entnommen haben, kann die Berechnung des Sinuswertes erfolgen. Diesen Sinuswert geben Sie in Ihren Taschenrechner ein. Dabei müssen Sie auf die richtigen Einstellungen achten: Um das Winkelmaß zu erhalten, nutzen Sie arcsin. Achten Sie zudem darauf, dass der Taschenrechner auf Degree (DEG) eingestellt ist. 

    ‌Alternativ finden Sie auch verschiedene Dachneigungsrechner online. Dort geben Sie die zwei Seitenmaße ein und erhalten ein korrektes Ergebnis (in Grad und Prozent), ohne dabei auf weitere Einstellungen achten zu müssen. 

    ‌Haben Sie selbst gerechnet und wollen das Winkelmaß von Grad in Prozent umrechnen, verwenden Sie dafür folgende Formel:
    Winkel in Prozent = tan(Winkel in Grad) x 100
    Haben Sie keinen Zugang zu einem Dachboden, werden die Bemessungen auf dieselbe Weise von außen ausgeführt. Ist Ihr Dach zu hoch, um es mit einer herkömmlichen Leiter erreichen zu können, sollten Sie die Bemessungen auf jeden Fall einem Profihandwerker, zum Beispiel einem Dachdecker überlassen.

    Übersicht: Regeldachneigung für verschiedene Baustoffe

    Die Regeldachneigung bestimmt, mit welchen Baustoffen das Dach gedeckt wird. Das sind die Zahlen für häufig verwendete Dachdeckungen:
  • Standard-Wellplattendeckung ohne Dichtschnur: 9° 
  • Kurzwellplatten: 15°–20°  
  • profilierte Dachsteine mit hoch liegender Seitenfalz: 22° 
  • Flachdachziegel mit Ringverfalzung: 22° 
  • Holzschindeln in dreilagiger Deckung: 22° 
  • Faserzementplatten: 25° 
  • Schieferdeckung in Altdeutscher Deckung: 25° 
  • Dachziegel mit Seitenverfalzung: 35° 
  • Dachziegel ohne Seitenverfalzung in Vorschnittdeckung: 40° 
  • Betondachsteine: 22° 
  • Doppelmuldenfalzziegel: 30° 
  • Kunststoffplatten: 15° 
  • Trapezprofil, Stahl und Aluminium: 4–7° 
  • Industriestehfalz: 0,5° 
  • Bitumenschindeln: 15°–85° (abhängig von der Sparrenlänge und Schindelform) 
  • Fundamentale Entscheidungen für einen Bauplan, wie die Wahl der Materialien, können am Ende nur von einem Fachexperten getroffen werden. Nur dieser verfügt über das nötige Hintergrundwissen, um sich einen realen und vollständigen Eindruck der Lage zu verschaffen. Bei Fragen kontaktieren Sie also am besten einen Dachdecker in Ihrer Nähe. Er wird Sie umfangreich beraten und unterstützen können.

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    Exkurs: Dachneigung Flachdach und Steildach – wo liegen die Unterschiede?

    Umgangssprachlich kann man Dächer bei fehlender oder starker Dachneigung entweder als Flachdach oder Steildach bezeichnen. Sie unterscheiden sich nicht nur in ihrer offensichtlichen Form, sondern sind grundlegend verschieden aufgebaut. Beide besitzen Vor- und Nachteile und bieten unterschiedliche Möglichkeiten. Letztlich geht es darum, dass Dachdeckung und Abdichtung die Eigenschaften der Dachform ergänzen, um eine möglichst hohe Witterungsbeständigkeit zu erreichen.

    Flachdächer und flach geneigte Dächer

    Flachdächer gewinnen heute auch wieder beim Bau von Wohnhäusern an Popularität. Lange fanden sie vor allem bei Industriegebäuden Anwendung. Der Vorteil dieser Dachform lag darin, dass die Dächer mithilfe einer tragenden Skelettkonstruktion aus Stahl sehr große Flächen abdecken konnten und die Dacheindeckung simpel umzusetzen war. 

    ‌Auch klassische Bungalows oder einstöckige Ferienhäuser sind meist mit einem Flachdach versehen. Im Zusammenhang mit dem Bau von Hochhäusern, modernen Bürogebäuden und Luxusapartments wurde dieser Dachform zunehmend Prestige zugeschrieben. Ein Grund dafür ist die Eignung des Flachdaches zum Dachgarten oder zur Dachterrasse

    ‌Das Hauptmerkmal von Flachdächern ist ihre geringe Neigung. Damit ein Flachdach das Gebäude zuverlässig vor Witterungseinflüssen schützen kann, muss es entsprechend konstruiert und abgedichtet werden. Zugleich muss an flachen Dächern eine angemessene Dämmung angebracht werden. Eine solche Flachdachdämmung ist wichtig, da das Tragwerk von Flachdächern in der Regel aus der oberen Geschossdecke gebildet wird. Ohne Dämmung wäre das Geschoss Kälte oder Wärme direkt ausgesetzt. 

    ‌Ein Großteil der modernen Flachdachdämmungen wird als sogenanntes „Warmdach“ realisiert. Über einer Fläche aus Stahlbeton wird eine Dampfsperre installiert, die wiederum mit Wärmedämmplatten abgedeckt wird. Werden zusätzlich Dichtungsbahnen aufgetragen, kommt zudem eine Trennlage zum Einsatz. Für die Flachdachabdichtung werden etwa Bitumen, Kunststoffbahnen oder Flüssigkunststoff verwendet. 

    ‌Ein Flachdach hat auch Nachteile: Flachdächer sind aufwendig in der Instandhaltung. So müssen Dichtungen und Dämmungen häufiger kontrolliert werden. Wird die Konstruktion und die Dacheindeckung des Flachdachs zudem nicht fachmännisch ausgeführt, drohen Wasserschäden in den darunterliegenden Räumen. Ein weiterer Nachteil bei Flachdächern besteht in den beschränkten Individualisierungsmöglichkeiten. Außerdem kann nachträglich kaum zusätzlicher Wohnraum realisiert werden. Der Einbau von Dachfenstern in Flachdächer wird aufgrund der geringen Neigung häufiger als Fensterkuppel oder Oberlicht realisiert.

    Steildächer und geneigte Dächer

    Ein Steildach oder geneigtes Dach ist im Vergleich zum Flachdach teils erheblich stärker geneigt. Steildächer sind rein durch ihre Form witterungsbeständiger als Flachdächer. Die Konstruktion eines Steildaches, wie man sie etwa bei klassischen Satteldächern findet, besitzt exzellente Regenabflusseigenschaften. Das Regenwasser wird auf schnellem Wege in die Dachrinnen geleitet. 

    ‌Das Steildach ist seit jeher eine verbreitete Form des Hausdaches. Sie kommt bei vielen Arten von Gebäuden vor. Vor allem bei Wohnhäusern werden die Vorteile dieser Dachform deutlich: Steildächer sind einfacher in der Instandhaltung. Beispielsweise müssen sie nicht so häufig gereinigt werden. Sie schützen das Haus vor allen Arten von Witterung. Deshalb werden diese Dächer oft auch als „Kaltdach“ realisiert. Hierbei geschieht die Wärmedämmung vom Inneren des Dachstuhls. Ein weiterer Vorteil ist dabei, dass der Dachstuhl in dieser Form meist zusätzlichen Stau- oder Wohnraum bietet. 

    ‌Die Dachflächen von Steildächern können je nach Typus ganz unterschiedliche Neigungen aufweisen. Möglich sind hier Winkel von zehn Grad bei sehr flach geneigten Dächern bis hin zu Dachwinkeln von bis zu 60 Grad beim sehr spitz zulaufenden „Gotischen Dach“. Je nach Region und Art der Deckung werden Steildächer mit unterschiedlichem Neigungswinkel errichtet. Je größer der Winkel ist, desto besser kann Regenwasser ablaufen. 

    ‌Was das Steildach vom Flachdach unterscheidet, ist die Tragekonstruktion, welche beim Steildach zusätzlich auf dem Gebäude errichtet wird. Auf diesem Tragewerk werden Sparren und eine Lattung angebracht. Diese dienen wiederum dem Deck- und Dämmmaterial als Basis. 

    ‌Im Gegensatz zu Flachdächern gibt es bei Steildächern viele verschiedene Möglichkeiten, um die Dachhaut zu gestalten. Weit verbreitet sind Dachpfannen aus Beton oder Ton. Darüber hinaus können auch natürliche Materialien wie Reet oder Schiefer verwendet werden. Eine Deckung mit Stahl oder Holzschindeln ist ebenfalls möglich. 

    ‌Geneigte Dächer können in hohem Maße individualisiert werden. Die Vielfalt beginnt schon bei der Konstruktion des Dachstuhls. So lassen sich in die Dachhaut Dachgauben einfügen oder Aussparungen für Dachfenster und Dachterrassen integrieren. Darüber hinaus können die Dächer mit verschiedenen Materialien gedeckt werden. Diese Dachsteine, Dachziegel oder Schiefersteine sind wiederum in unterschiedlichen Formen, Farben und Ausführungen erhältlich. 

    ‌Gedeckte Steildächer sind deutlich langlebiger als herkömmliche Flachdächer. Bei letztgenannten muss zum Beispiel die wasserabweisende Bitumenschicht je nach Witterungseinflüssen regelmäßig erneuert werden. Ein mit Ziegeln oder Schiefer gedecktes Dach erhält sich mehrere Jahrzehnte, ohne dass Ausbesserungen nötig sind.

    Dachneigung – Bauen & Wohnen

    Welche Neigung muss ein Dach haben?

    Welche Neigung für ein Dach optimal ist, kann pauschal nicht gesagt werden und ist von verschiedenen Faktoren bestimmt. Prinzipiell kann man sagen, dass Steildächer in vielerlei Hinsicht vorteilhafter sind als Flachdächer. 

    ‌Weiterlesen: Die Bedeutung der Dachneigung

    Wie berechnet man die Dachneigung an Pultdach, Satteldach und Co.?

    Die Dachneigung kann unabhängig von der konkreten Dachform immer anhand der Dachschräge berechnet werden. Dazu bildet man ein rechtwinkeliges Dreieck und wendet den Satz des Pythagoras an, um den Winkel der Dachneigung zu berechnen. 

    ‌Weiterlesen: Dachneigung richtig berechnen

    Warum ist die Dachneigung wichtig?

    Die Dachneigung spielt in Zusammenhang mit der Dacheindeckung und der Regenrinne vor allem beim Ableiten von Regenwasser eine Rolle. Weiters beeinflusst sie die Größe von Dachfenstern und die Ausrichtung von PV-Platten. 

    ‌Weiterlesen: Die Bedeutung der Dachneigung

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