Chiptuning ist heute meist mit dem Umprogrammieren von Softwares verbunden. ©

Chiptuning: Gefährdet der Trend die Verkehrssicherheit auf deutschen Straßen?

Anbieter von Chiptuning-Softwares werben mit erhöhter oder kraftstoffsparender Motorleistung. Käufer fallen jedoch häufig auf dubiose Angebote herein, schaden ihrem Motor und machen sich strafbar.

Chiptuning – was ist das eigentlich?

Chiptuning an Kraftfahrzeugen bezeichnet umgangssprachlich die Leistungsoptimierung des Motors durch einen Eingriff in die Motorelektronik. Zusätzliche Leistung heißt dabei entweder mehr PS oder aber ein verringerter Kraftstoffverbrauch (Eco-Tuning). 

‌Die Leistungssteigerung des Motors kann dabei – unabhängig davon, ob Chiptuning oder Eco-Tuning das Ziel ist – aus technischer Sicht durch folgende 4 Methoden erreicht werden:
  • Zehn-Cent-Tuning: Wie der Name auf zynische Art suggeriert, handelt es sich hierbei um eine unprofessionelle und billige Methode. Der Messwert für das Motorsteuergerät wird manipuliert und täuscht falsche Werte vor. Das erhöht die Kraftstoffzufuhr. Diese Methode ist sehr riskant, da solche wortwörtlich verpfuschten Motoren oft nicht lange halten. Häufig wird diese Methode bei TDI-Motoren, also Dieselmotorantriebe in VW-Modellen oder vergleichbaren Fahrzeugen, angewandt.  
  • Tuning-Box: Etwas vernünftiger ist die Leistungssteigerung mithilfe eines Elektronikmoduls, das zwischen Motorsteuergerät und Einspritzdüsen bzw. Sensoren gesteckt wird. Dieses gaukelt ebenfalls falsche Sensorwerte vor, damit mehr Kraftstoff eingespritzt wird. Der Unterschied zum Zehn-Cent-Tuning besteht darin, dass die Software des Motors selbst nicht beschädigt wird. Besonders sicher ist diese Art des Chiptunings dennoch nicht. Durch die verfälschten Sensorwerte kann der Motor in Gefahrensituationen nicht ins Notprogramm schalten. 
  • Neucodierung des Motorsteuergerätes: Hierbei wird das Steuergerät direkt umprogrammiert. Dabei ist eine Software notwendig, die Motorelektronik und Computer miteinander verbinden und ein neues Programm schreiben. Das kann im Grunde nur vom Hersteller durchgeführt werden. Je nach Anbieter und Modell kann es aber verschieden sein, ob eine Neuprogrammierung des Motorsteuergeräts möglich ist. 
  • Gaspedal-Tuning: Hierbei handelt es sich um eine Elektronikbox zwischen Gaspedal und Motorsteuergerät („Power-Pedal“). Genau genommen ändert sich hierbei nichts an der Motorleistung. Die Box soll für eine optimierte Reaktion des Gaspedals sorgen und damit die Gaszufuhr verbessern.  
  • Wie wurde das Chiptuning in Deutschland populär?

    Kfz-Modifizierung („Tuning“) ist eine verbreitete Leidenschaft unter Lenker:innen, seit eine breite Masse der Bevölkerung Zugang zu Kraftfahrzeugen hat. Die Geschichte des Autos reicht in Deutschland über 125 Jahre zurück. Spätestens ab den 1970er-Jahren verbreitete sich das Automobil weitläufig in der sozialen Mittelschicht und Kfz-Straßenverkehr wurde üblich. Kraftfahrzeuge waren, je weiter man in die Vergangenheit zurückblickt, „mechanischer“ aufgebaut. 

    ‌Fahrzeuge mit Baujahr 2000 weisen noch einen deutlich geringeren Elektronikanteil im System auf. Sicherheitsrelevante Elemente sind bei älteren Kraftfahrzeugen dadurch für Laien viel zugänglicher. An vielen Komponenten kann man in der eigenen Garage „rumschrauben“ und „basteln“. Ein Grund, weshalb viele Tuner:innen heute noch veraltete Automodelle bevorzugen. 

    ‌Der Stand der Technik hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten rasant entwickelt. Die Digitalisierung bleibt auch bei Fahrzeugen nicht aus. Es gibt heute nicht nur extrem effiziente Elektromotorantriebe. Neue Automobilmodelle kommen mit allerhand zusätzlichen Funktionen und Sicherheitssystemen auf den Markt. Die optimierte, aber komplexere Technik macht das Innere des Fahrzeugs für private Besitzer:innen zunehmend unzugänglicher. 

    ‌Der Wunsch und die Freude am Tuning bleiben heute trotzdem nicht aus. Im Gegenteil: Modifizierungen am eigenen Fahrzeug aus Gründen der Optimierung, Individualisierung oder Verschönerung sind heute so verbreitet wie noch nie. Um Chiptuning entwickelte sich besonders in den letzten 15 Jahren ein regelrechter Hype. Rein mit einem einfach installierten Chip oder einem Softwareupdate soll man dem eigenen Fahrzeug zu mehr PS verhelfen – das klingt verständlicherweise verlockend.

    Was ist problematisch am Chiptuning-Trend?

    Das Problem daran ist, dass Chiptuning in den allermeisten Fällen zu kurz gedacht ist. Die Motoranlagen sind schlicht für diese Art des Tunings nicht ausgelegt. Die Motoren wurden nicht dafür gebaut, um diese hohe Leistung zu bringen. Es äußerten sich bereits diverse Hersteller zu den Risiken von Chiptuning und raten klar davon ab.

    Meinung der Hersteller: Problematiken und Risiken des Chiptunings

    Einige Hersteller zeigen sich darüber geradezu verwundert, dass die Kund:innen so wenig Vertrauen in den technischen Service der führenden Automobilanbieter haben. Die Motorenhersteller ermitteln durch lang andauernde und aufwendige Testreihen die Standardkennzahlen der Motoren. Es kann nicht im Interesse der Motorenhersteller sein, die Motoren mit schlechten Einstellungen auszustatten und sie somit unter ihrem tatsächlichen Potenzial laufen zu lassen. Eine Erhöhung der Leistung durch Chiptuning führt also oftmals zu Ergebnissen, die vom Motorenhersteller bewusst vermieden wurden. Dazu zählen geringere Lebensdauer, schlechtere Abgaswerte oder hoher Verschleiß. Weiters konnten in den letzten Jahren folgende Probleme im Zusammenhang mit Chiptuning gehäuft beobachtet werden:
  • Eine Neuanpassung der Motorsteuerung bzw. des Steuergeräts, zum Beispiel an eine andere Nockenwelle, Auspuffanlage oder einen höheren Ladedruck, ist zwar grundsätzlich möglich, geht aber nur mithilfe einer entsprechenden Testeinrichtung und eines modernen Leistungsprüfstands. Professionelles Chiptuning ist also möglich, aber sehr aufwendig und dementsprechend für die Kund:innen kostspielig. 
  • Die allermeisten Fahrer:innen scheren sich allerdings nicht um professionelles Chiptuning. Oft ist viel Halbwissen unter Laien verbreitet oder sie fallen auf die falschen Versprechen dubioser Anbieter:innen (meist ebenfalls Laien) herein. 
  • Da in der Regel bei Kund:innen kein fundiertes Fachwissen vorliegt, ergibt sich großes Potenzial zum Missbrauch durch unseriöse Tuner:innen, indem durch Manipulation bessere Verbrauchswerte suggeriert werden als tatsächlich vorhanden. Auch das Modifizieren des elektronischen Gaspedals vermittelt subjektiv bereits eine Mehrleistung. 
  • Der durch Chiptuning versprochene Minderverbrauch von Kraftstoff bleibt häufig aus. Gelegentlich kommt es sogar zu einem Mehrverbrauch durch Veränderung der Einstellungen. 
  • Bei fehlender Nachweismessung besteht die Gefahr eines Placeboeffektes: Die vermeintliche Mehrleistung liegt meist markant über der tatsächlich erzielten Leistungssteigerung. 
  • Bei Turbodieselmotoren kann beim Ausnutzen der Mehrleistung der Partikelausstoß enorm ansteigen. Dies macht sich dann durch einen starken Rußausstoß beim Beschleunigen des Fahrzeugs bemerkbar. 
  • Durch höhere Abgastemperaturen, die infolge einer Abmagerung des Kraftstoffanteils im Brenngemisch entstehen, kann es zu Schäden an Turboladern, Katalysatoren und an Rußpartikelfiltern kommen. 
  • Durch die höheren Abgastemperaturen kommt es zu einer schnelleren und irreversiblen thermischen Alterung des Katalysators und des Partikelfilters. Das heißt, ihr Konvertierungsvermögen verschlechtert sich, sie werden rascher wirkungslos und bleiben es auch nach der Entfernung des Chiptunings. 
  • Häufig wird das Motordrehmoment bei Turbodieselmotoren durch das maximal zulässige Eingangsdrehmoment des Getriebes begrenzt, weshalb die Serienmotoren gedrosselt werden. Eine übermäßige Anhebung des Ladedrucks durch ein Chiptuning bedeutet also eine Überlastung und Bruchgefahr für das Getriebe. Infolge einer Leistungssteigerung kann es auch zu Schäden an der Kupplung und am übrigen Antriebsstrang kommen. 
  • Abgesehen davon, dass beim Chiptuning oft nicht die gewünschten Ergebnisse erzielt werden oder oft sogar Schaden angerichtet wird, führt diese Veränderung am Fahrzeug zum Erlöschen der Zulassungsbescheinigung. Es erlischt zudem die gesetzliche Sachmängelhaftung bzw. Herstellergarantie auf die betreffenden Bauteile. Da Chiptuning die Haltbarkeitsreserven von Motor-, Antriebs- und Bremsanlage verringert oder gar aufbraucht, lehnen viele Hersteller Chiptuning komplett ab. 

    ‌Manche Motorsteuergeräte sind mit einem Tuningschutz ausgestattet, der Tuningversuche entweder unterbinden oder aber für die spätere Beweisführung speichern soll, auch wenn zwischenzeitlich wieder die Originalsoftware zurückgespielt wurde. Dieser Schutz kann jedoch auch umgangen werden.

    Rechtliches und Änderung der Zulassungsbescheinigung

    Beim Chiptuning ist es besonders wichtig, sich mit den vorherrschenden Gesetzesgrundlagen zu befassen. Denn egal, um welche Art Chiptuning es sich handelt, es besteht immer eine Eintragungspflicht. Nur wenige Arten des Chiptunings sind laut StVZO überhaupt zulässig. Die Zulassung Ihres Fahrzeugs muss mit jedem Eintrag neu geprüft werden. Für Änderungen in der Zulassungsbescheinigung ist die kennzeichenführende Zulassungsbehörde zuständig. 

    ‌Dabei sind folgende Gesetze zu beachten.

    Gesetze der StVZO und FZV

    Wenn diese nicht beachtet werden, erlischt automatisch die Betriebserlaubnis. Autos, die durch Chip- oder Eco-Tuning nicht mehr den Richtlinien der StVZO (Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung) entsprechen, dürfen von den Behörden abgeschleppt und stillgelegt werden. 

    ‌Wer sein Fahrzeug gesetzeskonform im Sinne der StVZO sowie der FZV (Fahrzeugzulassungsverordnung) tunen möchte, muss sich auskennen oder sich von Expert:innen beraten lassen. 

    § 19 Abs. 3 StVZO regelt den Einzug des Fahrzeugs: Laut dieser Vorschrift dürfen Behörden den Wagen einziehen, sofern die von dem Fahrzeug ausgehende Lärmemission nicht zu tolerieren ist. TÜV, DEKRA, KÜS, ausgesuchte Tuningwerkstätten und zertifizierte Kfz-Gutachter führen Fahrzeugprüfungen durch und erteilen Prüfungsziffervermerke. Tuningliebhaber, die eine offizielle Prüfung ihres Wagens an vollzogenen technischen Änderungen, die offiziell erlaubt sind, unterlassen oder versäumen, droht ebenfalls der Entzug der Betriebserlaubnis. Die Abnahme und Legitimation durch Expert:innen besitzt deshalb absolute Priorität für Tuningfans.

    KFG-Novelle

    Änderungen an Fahrzeugen, die die Verkehrs- und Betriebssicherheit beeinflussen können, sind unverzüglich dem Vorsitz der Landesregierung anzuzeigen. Dieser hat die vorgenommenen Änderungen zu genehmigen, wenn sie den Bestimmungen des KFG 1967 und der auf Grund dieses Gesetzes erlassenen Verordnungen entsprechen. 

    ‌Eine Leistungssteigerung durch Chip- oder Eco-Tuning ist eine Änderung am Fahrzeug, die die Verkehrs- und Betriebssicherheit beeinflussen können, und ist daher immer anzeigepflichtig. 

    ‌Die Landesprüfstellen haben dann in einem Genehmigungsverfahren zu prüfen, ob das geänderte Fahrzeug den Bestimmungen des KFG 1967 und damit auch den geltenden Emissionsvorschriften entspricht. 

    ‌Kann dies im Verfahren durch geeignete Nachweise wie zum Beispiel technische Gutachten bewiesen werden, ist das Fahrzeug mit den angezeigten Änderungen zu genehmigen. 

    ‌Wird eine Änderung des Fahrzeugs durch Chiptuning nicht gemeldet, so ist die weitere Verwendung des Fahrzeugs unzulässig.

    Was ist eintragungspflichtig?

    Technische Änderung am Fahrzeug (Eintragung in die Fahrzeugpapiere):
  • Als Fahrzeughalter müssen Sie der kennzeichenführenden Zulassungsbehörde alle eintragungspflichtigen Änderungen am Fahrzeug wie Umbauten oder Nachrüstungen mitteilen. 
  • Technische Änderungen sind Änderungen, welche die Funktionsweise des jeweiligen Teils betreffen und dadurch auch die Fahrzeugbeschreibungen verändern. Diese sind mittels eines Gutachtens einer zugelassenen Prüforganisation nachzuweisen. Die Änderungen werden durch die Zulassungsbehörde in den Fahrzeugpapieren eingetragen. 
  • Technische Änderungen am Fahrzeug sind zum Beispiel:
  • Leistungssteigerung oder -reduzierung 
  • Änderung der Emissionsklasse 
  • Änderung der Aufbauart 
  • Anbau einer Anhängerkupplung 
  • Umschlüsselung des Fahrzeuges bei höherer Abgasnorm, als in den aktuellen Zulassungsdokumenten eingetragen ist 
  • Einbau eines Partikelminderungssystems (Partikelfilter) 
  • Folgende Änderungen müssen vor der Änderung der Fahrzeugpapiere von einer technischen Prüfstelle begutachtet werden:
  • Änderung der Fahrzeugklasse 
  • Änderung von Hubraum, Nennleistung, Kraftstoffart oder Energiequelle 
  • Erhöhung der bauartbedingten Höchstgeschwindigkeit 
  • Verringerung der bauartbedingten Höchstgeschwindigkeit, wenn diese fahrerlaubnisrelevant ist oder Reifen niedrigerer Geschwindigkeitsklassen verwendet werden sollen 
  • Änderung der zulässigen Achslasten, der Gesamtmasse, der Stütz- oder Anhängelast 
  • Erhöhung der Fahrzeugabmessungen, ausgenommen bei Pkw und Krafträdern 
  • Änderungen der Abgas- oder Geräuschwerte, sofern sie sich auf die Kraftfahrzeugsteuer oder Verkehrsverbote auswirken 
  • Änderungen, die eine Ausnahme nach § 47 der Fahrzeugzulassungsverordnung erfordern 
  • Änderungen, deren unverzügliche Eintragung in die Zulassungsbescheinigung aufgrund eines Vermerks in Sinne des § 19 Abs.4 Satz 2 der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung erforderlich sind 
  • Wie kommt man zur neuen Genehmigung?
    Die Beantragung für die Genehmigung der Zulassungsbescheinigung erfolgt persönlich oder wird durch eine Bevollmächtigung bei der zuständigen Landesstelle vertreten. Ob dafür eine Terminvereinbarung vorab notwendig ist, kann ganz unterschiedlich sein. Konsultieren Sie dazu zum Beispiel die entsprechende Website Ihrer Landesstelle. 

    ‌Meist haben Ämter Öffnungszeiten für Besucher:innen. Zudem geht die Terminvereinbarung oft auch per Internet über die Website.

    ‌Für die Antragstellung müssen Sie folgende Dokumente vorweisen können:
  • persönliche Daten 
  • gültiger Ausweis oder Pass der Fahrzeugbesitzer:innen 
  • Zulassungspapiere (Fahrzeugbrief, Fahrzeugschein)  
  • gültige Hauptuntersuchung für das Fahrzeug, je nach Art der technischen Änderung: 
  • Gutachten/Teilegutachten 
  • Allgemeinen Betriebserlaubnis (ABE) 
  • Einbaubescheinigung und ABE 
  • bei Vertretung durch eine Vollmacht (auch: Erziehungsberechtigte bei Minderjährigen) zusätzlich: 
  • Ausweisdokumente der Bevollmächtigten 
  • unterschriebene Vollmachtserklärung bzw. Einwilligung 
  • Chiptuning: Kosten, Vor- und Nachteile

    Kostenfaktoren

    Allgemein lässt sich festhalten: Chiptuning ist nicht gleich Chiptuning. Billige Tuningmodule kann man um 15 Euro und weniger ergattern. Ein professionelles Chiptuning kann hingegen bis zu mehreren Tausend oder Zehntausend Euro kosten, wenn man alle zusätzlichen Gutachten dazurechnet. 

    ‌Dennoch ist es so, dass ein angemessenes Chiptuning immer nur vom Hersteller selbst bzw. einem Experten vorgenommen werden kann. Das kostet, aber es kostet letztlich weniger als die Reparaturen bei Motorschäden! Diese fallen meist viel früher an, wenn der Motor des Fahrzeugs auf unzulässige Weise modifiziert wurde. 

    ‌Auf der Webseite des ADAC heißt es etwa: Je billiger das Angebot ist, desto größer das Risiko, dass die versprochene Leistungssteigerung nicht erreicht wird. Klingt das Angebot eines (inoffiziellen) Anbieters also zu schön, um wahr zu sein, dann ist es das wahrscheinlich auch.
    Achtung:
    Beim seriösen Chiptuninganbieter haben Sie immer eine Garantie auf den Chip sowie das Fahrwerk. Allerdings ist es im Schadensfall oft nicht zweifelsfrei nachzuweisen, was den Defekt ausgelöst hat. Selbst Sachverständiger scheitern manchmal daran, den Fall aufzuklären. In vielen Fällen müssen Fahrzeugbesitzer:innen die Kosten selbst übernehmen.

    Lebenserwartung des Motors

    Inwieweit Chiptuning die Lebenserwartung des Motors beeinflusst, ist umstritten. Fakt ist aber, dass selbst bei einer professionellen Anpassung der Motorsteuerung die Haltbarkeit und Lebensdauer von Motor und Antrieb abnehmen. Um den höheren Verschleiß und die kurze Lebenserwartung zu verzögern, müsste das Fahrzeug als Ausgleich zur Mehrleistung seltener gefahren werden. 

    ‌Anders als viele Tuninganbieter behaupten, hat das Chiptuning Auswirkung auf die Lebensdauer des Motors. Die Aussage, dass durch Chiptuning sogar die Lebensdauer verlängert wird, wird oft mit dem Argument gestützt, dass es ja auch die gleichen Automodelle mit unterschiedlicher PS-Leistung auf dem offiziellen Markt zu kaufen gibt. Die Motoren dieser Fahrzeuge sind aber unterschiedlich ausgestattet, auch wenn sie unter demselben Modellnamen geführt werden.
    Beispiel:
    Vom Golf IV 1.9 TDI existieren Ausführungen mit variierender Leistung von 90 PS/66 kW bis zu 150 PS/110 kW. Mit zunehmender Leistung hat VW auch die Motorkomponenten verändert. Turbolader, Einspritzdüsen, Ladeluftkühlung, selbst Kurbelwellen und Motorblock – je mehr PS, desto hochwertiger wird es. Aufgrund anderer Nebenaggregate ist die 90-PS-Version beispielsweise nicht dafür gerüstet, um dieselbe Leistung wie die 150-PS-Variante zu erbringen.
    Man muss also immer abwägen: Ist die Mehrleistung es wert, die Lebenszeit des Motors dafür zu verkürzen? Professionelle Chiptuninganbieter werden das Tuning immer individuell auf Ihr Fahrzeug abstimmen und Ihnen zu geringerer Leistungssteigerung raten, als zu viele der Reserven auszuschlachten. Professionelles Chiptuning kann eine Leistungssteigerung von 5 % bis maximal 20 % ermöglichen. 

    ‌Wie sinnvoll ein Chiptuning tatsächlich sein kann, unterscheidet sich unter anderem zwischen diesel- und benzinbetriebenen Fahrzeugen:

    Chiptuning bei Dieselmotoren

    Vor allem moderne Turbodieselmotoren erlauben Leistungssteigerungen. Dies hängt unter anderem damit zusammen, dass die Grenzen der Leistung nicht wie beim Ottomotor gasdynamischer, sondern vor allem mechanischer Natur sind. Bei Turbodieselmotoren kann also auf Kosten der Lebensdauer die Leistung deutlich erhöht werden. Unabhängig von der Kraftstoffart ergaben in Bezug auf Chiptuning Langzeitbeobachtungen jedoch ein vermehrtes Auftreten von Verschleißerscheinungen am Turbolader. 

    ‌Die programmierte Software eines seriösen Tuners verändert die Kennfelder der Motorsteuerung nur geringfügig, sodass keine Grenzwerte erreicht oder sogar überschritten werden. Solche Tuningfirmen verfügen in der Regel über einen Leistungsprüfstand, mit dessen Hilfe die Tuningsoftware auf das entsprechende Fahrzeug abgestimmt werden kann. 

    ‌Die Gewährleistung über die beim Chiptuning verrichtete Arbeit kann rechtlich nur das Chiptuning selbst umfassen, jedoch nicht einen Motor oder ein Getriebe, welches nicht von Tuner:innen verkauft wurde, sondern vom Serienhersteller stammt. Die freiwillig angebotenen Garantien variieren von Anbieter zu Anbieter und führen in der Regel zu einem höheren Kaufpreis. Seriöse Tuner:innen schließen in ihren aufpreispflichtigen Garantien in der Regel unmittelbar betroffene Motorkomponenten mit ein.

    Chiptuning bei Benzinmotoren

    Auch Ottomotoren lassen sich chiptunen. Allerdings mit unterschiedlichen Ergebnissen. Ist kein Turbo oder Aufladeaggregat (Kompressor oder G-Lader) dabei, klappt natürlich die Ladedruckanhebung nicht. 

    ‌Beim Chiptuning von Benzinmotoren wird das Motorsteuergerät umprogrammiert. Hier sind in einem Chip sogenannte Kennfelder abgelegt, die die Regelung und Steuerung des Motors übernehmen. Diese Kennfelder werden optimiert, was nur von geschulten Kfz-Techniker:innen durchgeführt werden kann.

    Chiptuning: Vor- und Nachteile zusammengefasst

    Chiptuning Vorteile:
  • Motorleistung: Professionell durchgeführtes Chiptuning kann tatsächlich die Leistung eines Motors erhöhen. Am besten funktioniert dies bei Turbodieselmotoren.  
  • Chiptuning Nachteile:
  • Beeinträchtigung der HU (Hauptuntersuchung): Prüfstellen wie der TÜV können und werden das Tuningsystem immer wieder nachweisen. Bei jeder Hauptuntersuchung wird neu entschieden, ob die Leistungssteigerung und der Zustand des Getriebes noch zulässig sind. Selbst, wenn Sie ein zulässiges Chiptuning haben, kann der TÜV dies im Einzelfall als Gefahr einstufen und das Gutachten wird abgelehnt. 
  • Abgaswerte: Neuere Chiptuningsysteme arbeiten daran, energieeffizienter zu werden. Dennoch ist es oft noch so, dass sich die Abgaswerte eines Fahrzeuges durch Chiptuning maßgeblich verschlechtern. 
  • Defekte: Ob professionell oder nicht – Chiptuning treibt nachweißlich den Verschleiß an Motor und Getriebe voran. Defekte bis hin zu Totalausfällen sind viel wahrscheinlicher. Die Lebenszeit des Motors nimmt ab. 
  • Verkehrssicherheit: Durch das Chiptuning werden Sicherheitssysteme und sicherheitsrelevante Teile beschädigt oder beeinträchtigt. Ausfälle in Notsituationen oder Unfallverwicklungen sind wahrscheinlicher. 
  • Leere Werbeverspechen: Es sind heute unzählige Chiptuninganbieter in Deutschland und auf der ganzen Welt zu finden. Darunter befinden sich leider viele unseriöse Anbieter:innen, die darin lediglich die Chance auf etwas Geld sehen.  
  • Kosten: Wird Chiptuning professionell durchgeführt, ist das eine äußerst teure Angelegenheit.  
  • Resümee: Wann ist Chiptuning sinnvoll?

    Man kann zusammenfassend sagen, dass sich Chiptuning aus finanzieller, materieller und verkehrssicherheitstechnischer Sicht nicht lohnt. Expert:innen raten prinzipiell klar davon ab. Chiptuning kostet sehr viel Geld, gefährdet die Sicherheit auf den Straßen und führt zu einer verkürzten Lebenszeit des Fahrzeugs und zu gehäuften Defekten. Einen rationalen Grund für das Chiptuning gibt es also tatsächlich nicht. 

    ‌Sollte man sich als Fahrzeughalter:in dennoch ein Chiptuning, also eine Leistungssteigerung am Motor, wünschen, ist dies unbedingt von einer:m professionellen Kfz-Mechaniker:in durchzuführen. Zudem müssen die rechtlichen Hürden überwunden und Gesetze eingehalten werden. Ansonsten erlischt die Betriebserlaubnis und man gefährdet sich selbst und andere Verkehrsteilnehmer:innen.

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    Chiptuning – Auto & Zweirad

    Was bringt ein Chiptuning?

    Chiptuning soll einem Fahrzeug durch Veränderung des Motorsteuerprogramms zu mehr PS-Leistung und/oder geringerem Kraftstoffverbrauch verhelfen. 

    ‌Weiterlesen: Chiptuning – was ist das eigentlich?

    Welche Nachteile hat Chiptuning?

    Egal, wie sauber und professionell das Chiptuning durchgeführt wurde, die Lebenszeit des Motors wird immer verringert. Professionelles Chiptuning ist teuer und hält trotzdem nicht immer, was es verspricht. Autohersteller und Expert:innen raten allgemein vom Chiptuning ab. 

    ‌Weiterlesen: Meinung der Hersteller: Problematiken und Risiken des Chiptunings

    Was ist beim Chiptuning erlaubt?

    Was beim Chiptuning gesetzlich zulässig ist, regeln die StVZO und FZV. Prüfstellen wie der TÜV können ein legal gechipptes Auto aber im Einzelfall immer als Gefährdung einstufen und ein Gutachten ablehnen. 

    ‌Weiterlesen: Rechtliches und Änderung der Zulassungsbescheinigung

    Warum ist Chiptuning problematisch?

    Unter den Chiptuninganbietern sind leider viele unseriöse vertreten. Fahrer:innen lassen ihr Fahrzeug unzulässig tunen, weil sie auf die Falschinformationen der Anbieter:innen vertrauen. Vor allem, wenn das Chiptuning nicht ausreichend geprüft oder unsachgemäß durchgeführt wurde, ist die Verkehrssicherheit gefährdet. Manche Fahrzeughalter:innen machen sich sogar strafbar, ohne es zu wissen. 

    ‌Weiterlesen: Chiptuning: Kosten, Vor- und Nachteile

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